Französisches Berlin
Öffentliche Stadtführungen
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Interkulturelle Stadtführungen in Berlin
Individuelle Stadtführungen nach Maß
Im Jahre 1685, Edikt von Potsdam, überall in Berlin hörte man französisch. Wie gingen die Berliner damals mit den französischen Migranten um, und was lernen wir daraus für heute? Schauen wir gemeinsam genauer hin.
Warum fühlt sich das heutige Deutschland, eines der reichsten Länder der Erde, durch die heutige Einwanderung so sehr überfordert? Wer schürt die Angst vor den Einwanderern und warum? Wer hat Angst – warum und wovor genau? Sprechen wir offen darüber. Was bedeuten „Integration“ und „Assimilation“, und warum sagen wir oft „Integration“, wenn wir „Assimilation“ meinen?
Der Stadtnavigator Berlin arbeitet für Sie individuell Stadtführungen nach Ihren Themen aus. Der Preis variiert natürlich durch den benötigten Arbeitsaufwand. Fragen Sie unverbindlich nach. Nutzen Sie einfach dafür das Kontaktformular oder schreiben Sie an Info@Stadtnavigator-Berlin.de.
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Die Reformierte Kirche (Hugenotten)
Der Begriff „Hugenotten“ fand in Preußen erst ab Ende des 19. Jahrhunderts Verwendung. Vorher nannte man die Hugenotten „Réfugiés“ oder einfach nur „Franzosen“. Als „Hugenots“ oder „Hugenotten“ wurden die Flüchtlinge aus Frankreich immer nur von den anderen bezeichnet. Dabei ist historisch bis heute nicht geklärt, woher der Name tatsächlich stammt. Begriffsanlehnungen aus den flämischen Sprachraum lassen sich als „Huis Genooten“ („Hausgenossen“, vielleicht wegen der gemeinsamen Bibelstunden) ebenso aufführen wie das aus dem Schweizerdeutschen stammende „Eygenots“, „Eidgenossen“. Sie selbst nannten sich dagegen „Réformés“ („Reformierte“, „Reformierte Kirche“).
Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) waren noch über lange Zeit überall in der Mark Brandenburg zu spüren. Die Land war verödet, die Städte und Dörfer waren zerstört und oftmals wüst. Auch Berlin hatte über die Hälfte seiner Bevölkerung verloren. Das Land war verarmt.
Kurfürst Friedrich Wilhelm gilt als der Begründer eines organisierten Brandenburgischen Staates. Erzogen in den Niederlanden begann er nach dem Ende des Krieges damit, das Staatswesen nach dem Vorbild der Niederlande und Frankreichs umfassend zu reformieren Ein Ausweg aus den Folgen des Krieges wurde in der „Peuplierung“ gesehen, der Ansiedlung wirtschaftlich leistungsstarker Bevölkerung: auch der in Frankreich verfolgten calvinistischen Protestanten, der Hugenotten.
Etwa 20 000 „Réfugiés“, wie man die Hugenotten nannte. kamen nach Brandenburg, viele von ihnen nach Berlin. Die meisten Hugenotten siedelten sich in Berlin vorwiegend in der neu gegründeten Friedrichstadt, entlang der Friedrichstraße an. Die Hugenotten genossen gegenüber der Berliner Bevölkerung zahlreiche Privilegien und galten als eine Elite im rückschrittlichen Land. Glaubt man den Berichten jener Zeit, so hatten sich die Hugenotten auch so verhalten. Die Folge war oftmals Neid.
Anfang des 18. Jahrhunderts war jeder fünfte Bewohner der Residenzstadt französischer Abstammung. Eine Integrationspolitik gab es damals nicht. Es gab eine starke Abgrenzung zwischen Hugenotten und Deutschen, es kam wohl auch häufig zu Provokationen zwischen beiden Bevölkerungsgruppen. Ausgehend von den unteren gesellschaftlichen Schichten kam es nur ganz allmählich, oft erst ab der dritten Generation, zu einer allmählichen Vermischung der Hugenotten mit der Berliner Bevölkerung. Denn viele Hugenotten wollten über mehrere Generationen hinweg noch nach Frankreich zurückkehren. In Berlin war der Hund begraben.
Zeugnisse der „Réfugiés“ in Berlin gibt es genug: nicht nur im Berliner Jargon. Die ersten Gartenlokale wurden von Hugenotten eröffnet. Die Boulette oder auch den Spargel kannte man hier vorher nicht. Manufakturen entstanden, und plötzlich pflanzte man auch in der Friedrichstraße Maulbeerbäume an. Einige stehen sogar noch. Auch die Französische Straße, der Französische Friedhof oder die Französischen Kirchen in Berlin („Französischer Dom“) und Potsdam weisen auf die Hugenotten hin. Ebenso ist der Stadtteil Moabit durch die Hugenotten entstanden, und viele Berliner Familiennamen sind französischen Ursprungs.
Französisches Berlin
Bilden wir Berliner uns nicht ein, wir wären tolerant? Bis heute, auch bei der aktuellen Integrationsdebatte wird wieder nur formuliert, was WIR von IHNEN erwarten. Die Betroffenen werden selten gefragt. Dabei könnten wir auch viel von ihnen lernen.
In der Berliner Geschichte beklagte man Immer wieder die „Überfremdung“ der Stadt. Im Nachhinein stellte sich das Wirken durch die ehemals Fremden oft als bereichernd heraus. Die Einflüsse auf die berühmten Berliner Salons kamen von außen; die so genannten Goldenen Zwanziger Jahre waren erst möglich, als Berlin sich internationalisierte. Und wie stolz sind wir nicht nur auf die Erfindung des Döner.
Entdecken wir die Zeugnisse aus den Beziehungen zwischen Berlin und der Welt: Was sehen wir, was können wir lernen? Auch über Unterdrückung, Angst und Anpassung muss gesprochen werden. Wirklich freiwillig kamen die Menschen selten hierher. Was sollten sie auch hier?
Gerade die Franzosen galten als „weder integrationsfähig noch integrationswillig“ (Sarrazin). Wie französisch haben uns die Franzosen – zum Beispiel die Hugenotten – gemacht? Berliner Jargon, Biergärten oder Bürgerliches Theater wären ohne die Einflüsse aus Frankreich gar nicht denkbar. Die Stadt Paris war als Metropole immer wieder auch Vorbild für Berlin.