Buddhistisches Berlin

und buddhistische Lehre.

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Interreligiöse Stadtführungen in Berlin

Individuelle Stadtführungen nach Maß

Ist Buddhismus in Berlin eher europäisch oder eher asiatisch? Und wie sieht der gegenseitige Kontakt zwischen Buddhisten untereinander oder zwischen den buddistischen Richtungen aus? Der Glaube ist ein sehr intimer Teil in der Persönlichkeit eines jeden Menschen. Berlin bietet die einzigartige Möglichkeit, verschiedene religiöse Richtungen kennenzulernen und ihre unterschiedlichen Ausprägungen. Lernen wir gemeinsam die Menschen hinter den Religionen kennen, wie und warum sie so glauben und denken.

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Worpswede, „Bonze des Humors“ (Bernhard Hoetger)

Worpswede, „Bonze des Humors“ (Bernhard Hoetger)

Anfänge des Buddhismus in Deutschland

Ab dem 19. Jahrhundert wandte sich das europäische Bürgertum dem Buddhismus zu, vor allem der Theravada-Tradition. Dabei wurden die unterschiedlichen buddhistischen Richtungen miteinander oder auch mit hinduistischen Vorstellungen vermischt. Grundlage der Betrachtung des Buddhismus war in Europa das hier geläufige Christentum. Siddharta Gautama („Buddha”) wurde mit Jesus von Nazareth („Christus”) gleichgesetzt, Nirvana mit dem Paradies. In Preußen, dann im Deutschen Reich, entstand vor allem eine christlich-protestantisch inspirierte Auslegung des Buddhismus.

Die Anfänge des Buddhismus in Deutschland gehen auf Arthur Schopenhauer zurück, der sich mit der indischen Philosophie beschäftigte. 1888 brachte Subhadra Bickshu (alias Friedrich Zimmermann) die erste Auflage des „Buddhistischen Katechismus” heraus, von dem bis 1923 rund 11.000 Exemplare verkauft wurden. Vorbild dafür war der 1881 veröffentlichte „Buddhist Catechism“ von Henry Steel Olcott. Karl Seidenstücker gründete 1905 in Leipzig die erste buddhistische Gemeinde in Deutschland. 1921 gründeten Georg Grimm und Karl Seidensücker die „altbuddhistische Gemeinde“; 1924 wurde in Berlin-Frohnau das erste buddhistische Kloster in Europa, das Buddhistische Haus am Edelhofdamm 54, gegründet, das nach der Theravada-Tradition arbeitet.

Berlin-Frohnau, Buddhistisches Haus (Paul Dahlke)

Berlin-Frohnau, Buddhistisches Haus (Paul Dahlke)

Der Buddhismus erschien in Berlin von Anfang an weniger als eine importierte Religion. Vielmehr entwickelte er von Beginn an eine europäische Auslegung, die vom als überholt betrachteten Christentum inspiriert war. Der Buddhismus wurde als eine friedlichere, liebevollere Variante des Christentums angesehen. Hinzu kamen immer mehr Zweifel an der Auslegung der Bibel als Geschichtsbuch und die Entwicklung der Natur- und Geisteswissenschaften. So fand man unter anderem ältere Schriften als die Bibel und ältere Sprachen als das Hebräische.

Oranienburg, ehem. Vegetarierkolonie Eden

Oranienburg, ehem. Vegetarierkolonie Eden

Indien war das erste Fernreiseziel für betuchte Europäer und es übte auch in Berlin eine enorme Faszination auf das Bürgertum aus. Angeregt durch den populären Spiritismus, den Hypnosevorführungen und der aufkommenden Psychologie, gründeten Helena Petrovna Blavatsky und Henry Steel Olcott in New York die „Theosophische Gesellschaft“, die auch in Deutschland Fuß fasste. Der Vorsitzende der deutschen Sektion der „Theosophischen Gesellschaft”, Rudolf Steiner, gründete 1923 die „Anthroposophische Gesellschaft”. Beide Glaubensgemeinschaften konnten ihre Anlehnung an den Buddhismus, aber auch an das Christentum nicht verbergen – wenn auch zum Teil mit sehr eigenwilligen Interpretationen. Die Ausrichtungen der so genannten modernen Esoterik des 19. und 2o. Jahrhunderts benutzen bis heute ihrerseits diese Interpretationen für wiederum eigene Auslegungen und Deutungen. Auch sie prägen das heutige europäische, besser: „westliche” Bild vom Buddhismus. So ist uns das Jin und Jang aus dem chinesischen Daoismus genauso geläufig wie das Mantra „Om Mani Padme Hum” oder Begriffe wie „Karma” und „Nirvana”.  Asiatische Einwanderer nach Europa spielten für die Entwicklung des Buddhismus in Europa dagegen kaum eine Rolle.

Während des Nationalsozialismus kam die Entwicklung des Buddhismus in Deutschland zum Stillstand. Wie viele Asiaten Mitglied in den buddhistischen Zentren waren, ist nicht bekannt. Die Nationalsozialisten vereinnahmten das Symbol der Swastika und deuteten es zum Hakenkreuz um. Daneben forschten Nationalsozialisten im Tibet nach dem „Ursprung der arischen Rasse“ und waren plötzlich auch von Zen-Buddhismus und den Samurai, der japanischen Kriegerkaste, fasziniert. 1943 wurde der Propagandafilm „Geheimes Tibet“ in Berlin uraufgeführt.

Berlin-Wedding, Fo-Guan-Shan-Tempel

Berlin-Wedding, Fo-Guan-Shan-Tempel

Asiaten in Berlin

Begegnungen mit Asiaten gab es durchaus. Im Mittelalter kämpfte ein deutsch-polnisches Ritterheer im Jahre 1241 in der Nähe des schlesischen Legnica (deutsch: Liegnitz) gegen mongolische Reiter. Es ist nur eine Sage, dass zwischen 1681 und 1691 Christian Mentzel in Berlin von einem Chinesen namens „Sin“ Chinesischunterricht erhielt. Sin war damals in ganz Europa bekannt, doch in Preußen war er nicht. Aus Frankreich verbreitete sich im Absolutismus die China-Mode über ganz Europa. Das Rokoko entstand. Heinrich Heine erwähnte 1823 in einem Brief, dass in der Behrenstraße zwei Chinesen für 6 Groschen zur Schau gestellt worden wären. Beide Chinesen unterstützten später den Sinologen Wilhelm Schott bei seinem Studium der chinesischen Sprachen. 1861 nahm Preußen diplomatische Beziehungen nach China auf. So kamen chinesische Gesandte mit ihren Familien und der Dienerschaft nach Berlin. China war nach dem verlorenen Opiumkrieg und der Niederlage gegen Japan an der preußischen Waffentechnik und der militärischen Ausbildung interessiert. Ende des 19. Jahrhunderts kamen Händler als Seefahrer nach Hamburg, und rund um Sankt Pauli etablierte sich ein chinesisches Viertel. Auch in Berlin lebten rund um den Schlesischen Bahnhof (heute Ostbahnhof) chinesische Kaufleute, die von Haus zu Haus gingen und Steinschnitzereien, Porzellanvasen, Lackarbeiten und Fächer verkauften. Unter den Einwanderern waren neben Konfuzianern mit Sicherheit auch Buddhisten. Besonders nach dem Ersten Weltkrieg kamen Studenten und Söhne aus wohlhabenden Familien nach Deutschland. Während der Inflation war das Leben für Ausländer in Berlin viel billiger als in London oder Paris. 1923 sollen etwa 1.000 Chinesen in Berlin studiert haben. Die liberale Weimarer Republik bot chinesischen Aktivisten ein Aufenthaltsrecht. Der spätere Ministerpräsident Zhou Enlai studierte 1922/23 in Berlin und rekrutierte mit Freunden zusammen Studenten für die kleine kommunistische Vereinigung. Dort wurde auch Zhu De aufgenommen, der Begründer der chinesischen Roten Armee. Sogar während des Nationalsozialismus organisierten Chinesen von Deutschland aus Aktionen gegen Japan. Erst nach dem Bündnis zwischen Deutschland und Japan und der Kriegserklärung 1941 waren die deutsch-chinesischen Beziehungen unterbrochen. 1950 schlossen die Volksrepublik China und die DDR ein Kulturabkommen. Danach kamen chinesische Studenten in die DDR und somit auch nach Ost-Berlin. Erst 1980 durften chinesische Studenten ins kapitalistische Ausland reisen. Heute leben rund 76.000 Chinesen in Deutschland.

Nach der Besetzung Tibets durch die Volksrepublik China in den 1950er Jahren flüchteten etwa 700 Tibeter in die BRD. Heute leben rund 50 Tibeter in Berlin, ihr buddhistischer Tempel befindet sich in einer Altbauwohnung in Schöneberg.

Ferch, Japanischer Bonsaigarten (Tilo Gragert)

Ferch, Japanischer Bonsaigarten (Tilo Gragert)

1890 wurde in Berlin eine „Deutsch-japanische Gesellschaft“ (Wa-doku-kai) gegründet, 1926 das „Japaninstitut Berlin“ mit Sitz im Berliner Schloss, und 1929 folgte die Gründung einer „Deutsch-japanischen Gesellschaft“ mit dem Ziel, über Rassen, Religionen und Ideologien hinweg die Zusammenarbeit der Kulturen zu fördern. Die Gesellschaften wurden 1933 gleichgeschaltet. Die Kinder aus deutsch-japanischen Ehen wurden als „nicht-arisch“ diskriminiert. Das änderte sich mit dem Eintritt Japans 1936 in den Antikommintern-Pakt. Nun wurde ein Austauschprogramm für Wissenschaftler, Künstler und Studenten gefördert und es gab gemeinsame Propagandaveranstaltungen. 1963 wurde der „Verband der Deutsch-japanischen Gesellschaften“ in Köln gegründet; 1987 erfolgte die Eröffnung des „Deutsch-Japanischen Zentrums“ in der (bis dahin ehemaligen) Botschaft in der Tiergartenstraße (Adresse: Hiroshimastraße 6). Seitdem das Haus wieder die Funktion als Botschaft hat, ist das „Deutsch-japanische Zentrum“ in der Saargemünder Straße 2 in Zehlendorf beheimatet. Das Leben der Japaner in Berlin ist noch wenig erforscht.

Seit den 1980er Jahren kamen vietnamesische Gastarbeiter in die DDR und somit auch nach Ost-Berlin. Ab 1979 gelangten etwa 10.000 Bootsflüchtlinge aus Vietnam in die BRD, darunter auch nach West-Berlin. Im Straßenbild und in der Presse werden Vietnamesen heute vor allem als Verkäufer von geschmuggelten Zigaretten wahrgenommen. Doch die meisten leben recht unauffällig und arbeiten als kleine Händler. Wie sie leben, ist kaum bekannt.

Hervorzuheben ist ebenfalls die Anwerbung von Süd-Koranerinnen in den 1970er Jahren, die in der BRD und auch in West-Berlin vor allem als Krankenschwestern und -pflegerinnen arbeiteten. Sie galten als freundlicher und einfühlsamer als das deutsche Personal in den Krankenhäusern in dieser Zeit. Vorreiter für diese Entwicklung in West-Berlin war unter anderem das „Universitäts-Klinikum Steglitz” (heute „Campus Benjamin-Franklin” am Hindenburgdamm 30).

Süd-Ost-Asiaten gelangten vor allem in den 1980er Jahren über den Flughafen Berlin-Schönefeld (DDR) nach West-Berlin. Der Flughafen entwickelte sich schnell auch zu einer Drehscheibe für den organisierten Menschenhandel – vor allem dem Frauenhandel – nicht nur aus Thailand oder Kambodscha. Auch die von der BRD eingeführte Visumspflicht (1988 für Thailänder) galt durch den Viermächtestatus von Berlin nicht für die Stadt. Vor allem die Wirtschaftskrise in den Ländern drängte die Menschen zur Auswanderung. Frauen wurden oft mit falschen Versprechungen von Schlepperorganisationen und Heratsvermittlungen nach Deutschland gelockt – und oft auch durch private Vermittlung durch Bekannte und Verwandte. Trotz ihres Misstrauens waren solche dubiosen Angebote für sie oft die einzige Möglichkeit ihrer Armut und der Arbeitslosigkeit zu entkommen. Die restriktive Einwanderungspolitik der Europäischen Union („Schengener Abkommen”) heute verstärkt den Frauenhandel eher noch. Durch ihre Illegalität verstoßen die Opfer automatisch gegen Gesetze und gelten als kriminell. Wenn die oft zur Prostitution gezwungenen Frauen bei Razzien aufgegriffen werden, liegt die Beweiskraft über die gegen sie begangenen Menschenrechtsverletzungen bei ihnen und nicht bei der Staatsanwaltschaft. Und aus Angst sagen viele gar nicht aus. Die Meisten von ihnen werden abgeschoben, ohne dass sie eine Aussage gemacht haben. Viele Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden, sind mit deutschen Männern verheiratet. Sie haben aber kein unabhängiges Aufenthaltsrecht, sodass sie sich in einem Teufelskreis befinden, sobald sie aussagen würden. Ihre Schicksale gehören ebenfalls zum Buddhismus in Berlin.

Vor allem der Preußenpark am Fehrbelliner Platz in Wilmersdorf hat sich im Sommer zu einem Treffpunkt thailändischer Familien entwickelt.

Berlin-Marzahn, Gärten der Welt

Berlin-Marzahn, Gärten der Welt

DDR und BRD. Buddhismus nach dem Zweiten Weltkrieg

In der DDR erschienen in Leipzig weiterhin Schriften zum Buddhismus. Nicht nur von den vietnamesischen Gastarbeitern wurde Buddhismus aber nur privat gelebt.

In der BRD begann mit dem Erscheinen Eugen Herrigels „Zen in der Kunst des Bogenschließens“, 1955, der Zen-Buddhismus bekannt zu werden. Über die Vereinigten Staaten von Amerika wurden auch in Europa die Bücher von Daisetz Teitaro Suzuki bekannt, die den Zen-Buddhismus populär machten. Seit den 1980er Jahren beeinflussten die Reiki-Praktiken von Mikao Usui unser romantisiertes Bild vom Zen-Buddhismus.

Der Buddhismus ist seit den späten 1960 Jahren wieder in die westlichen Industrieländer gekommen. Vor allem unter Studenten war er populär, weil er im Gegensatz zur wahrgenommenen Aggressivität des Kapitalismus (Durchsetzung der Interessen von multinationalen Konzernen durch die Politik, Vietnamkrieg) und den Widersprüchlichkeiten der christlichen Kirchen (propagierte Nächstenliebe  und Verstrickungen mit der Wirtschaft) als besonders weltoffen, tolerant und friedvoll wahrgenommen wurde. Bekannt wurde nun vor allem die Richtung des Vajrayana, der durch das öffentliche Auftreten des Dalai Lama („Free Tibet”) in Europa oft als „Tibetischer Buddhismus“ oder „Lamaismus“ verstanden wird. Auch die eher arrogante Sichtweise von einer Überlegenheit des Mahayana gegenüber dem Theravada wurde in dieser Zeit in den westlichen Industrieländern zumeist unkritisch übernommen.

Durch das Einsetzen der Kritik an der „Schulmedizin“ („Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Organe”), dem entstehenden Umweltbewusstsein und der Angst vor der bedrohlichen Aufrüstung  („Overkill”) kam es seit den 1970er Jahren zu einer fundamentalen Kritik an der „westlichen” Gesellschaft.  Es kam zuerst zu einer Renaissance der Buddhismusbewegungen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.  Rudolf Steiners „Walldorfschulen” wurden populär. Dann wurde vielmehr alles herangezogen, was von der kritisierten Industriegesellschaft und stellvertretend dafür von den etablierten christlichen Kirchen unbeeinflusst schien. Schamanische Vorstellungen standen jetzt gleichberechtigt neben der aus dem jüdischen Glauben hervorgegangenen Kabbala und dem vom Islam inspirierten Sufismus, asiatische sowie nord- und südamerikanische Überlieferungen neben den Traditionen der Australier, Afrikaner und (früheren) Kritikern an der katholischen Kirche. Alles wurde miteinander vermischt, alles schien Weisheit zu besitzen, was nicht aus dem offiziellen Christentum der großen Kirchen stammte. Darauf reagierte vor allem die katholische Kirche ihrerseits mit den Mystikern in den mittelalterlichen Klöstern. Und sie rückte nicht nur Meister Eckart, Mechthild von Magdeburg  oder Hildegard von Bingen in die Richtung asiatischer Vorstellungen. Es wurde nicht nur in Berlin immer aggressiver missioniert und sich gegenseitig an Mystik überboten. Vor allem die kommerzielle Esoterik erreichte eine Hochkonjunktur.

1975 wurde die „Europäische Buddhistische Union“ (EBU) als Missionsgesellschaft gegründet mit dem Ziel, ein Teil der europäischen Kultur zu werden und einen europäischen Buddhismus zu entwickeln.

Berlin-Frohnau, Buddhistisches Haus, Buddha

Berlin-Frohnau, Buddhistisches Haus, Buddha

Buddhismus

Buddhistische Lehre

Der Buddhismus geht nach seiner Tradition auf Siddharta Gautama zurück, der ab zirka 530 v.Chr. als „Buddha“ (Sanskrit; Erwachter, Erleuchteter) im Park von Benares (heute Sarnuath) in Nordindien lehrte. Danach ist jeder Mensch ein „Buddha“. Der Begriff ist ein Ehrentitel, das sich auf ein Erlebnis bezieht, das zum „Bodhi“ (Sanskrit; Erwachen) führt. Es ist nach dem Dharma (Sanskrit; Lehre) die befreiende Einsicht von den Grundbedingungen des irdischen Lebens. Daraus ergibt sich das Ziel der buddhistischen Praxis: die Überwindung des leidhaften Daseins durch die Befolgung der Lehren Buddhas. Im Gegensatz zum Hinduismus wird von Extremen (asketisches Sicht-Selbst-Quälen, Hingabe an Lustobjekte usw.) abgeraten. Stattdessen soll man einen mittleren Pfad einschlagen. Das Dharma bezeichnet im Theravada die Lehre Buddhas, im Mahayana und Vajrayana auch die Lehren der Bodhisattvas. Daneben wird die Gesamtheit aller weltlichen Phänomene und Gesetzesmäßigkeiten ebenfalls als Dharma bezeichnet. Das Tripitaka (Sanskrit; Deierkorb) ist die älteste, zusammenhängend überlieferte Sammlung der Lehren Buddhas und wurde zuerst in der mittelindischen Pali-Sprache verfasst.

Zu den grundlegenden Begriffen des Buddhismus gehört „Karma“ (Sanskrit; Tat, Wirken). Es bezeichnet unsere Bindung an die Erscheinungen dieser Welt und das Begehren (Gier, Hass, Ichsucht). Daraus entstehen Taten mit Wirkungen und wiederum Rückwirkungen auf uns selbst. Die Wirkungen sind mit dem Tod nicht abgeschlossen, sondern erzeugen eine Folge von Wiedergeburten (Sanskrit: Samsara; ständiges Wandern). Alle Wesen sind durch ihre Taten, Gedanken, Emotionen, Wünsche und Begierden durch das Karma in diesem Kreislauf gefangen. Das Ziel des Buddhismus ist es, diesem Kreislauf zu entkommen, indem kein Karma mehr erzeugt wird, Handlungen in dieser Welt keine Spuren mehr hinterlassen. Erst das Erkennen und Überwinden der karmischen Kräfte ermöglicht das Verlassen des Kreislaufs. Das wird als Eingehen ins Nirvana (Sanskrit; hinauswehen, erlöschen) bezeichnet. Nirvana ist das Verlassen von Samsara, dem Kreislauf aus Leben, Tod und Wiedergeburt. Es tritt nicht unbedingt erst mit dem Tod ein, man kann bereits im Leben Nirvana erfahren. Nirvana ist kein Ort. Das Verlöschen im Nirvana nach dem Tod wird als „Parinirvana“ bezeichnet.

Punabhava“ (Sanskrit; erneutes Werden) ist ein Begriff aus der indischen Philosophie und ist älter als der Buddhismus. Dort ist Attman (Sanskrit; das Selbst) eine Art persönliche Seele. Im Buddhismus wird die Existenz von Attman abgelehnt als Teil der Täuschung über die Beschaffenheit der Welt. Denn es setzte sich aus dem körperlichen Empfinden, der Wahrnehmung, den Gemütsbewegungen und dem Bewusstsein zusammen. Es würde dem Werden, dem Sich-Wandeln und Vergehen unterliegen und könnte daher nicht wiedergeboren werden. Attman ist aus der Sicht des Buddhismus eine Illusion. Der Buddhismus ersetzt Attman durch „Anatman“ (Sanskrit; Nicht-Selbst). Die Reinkarnation ist nach den Lehren des Buddhismus also keine Seelenwanderung, sondern nur ein Impuls aus dem Karma des Verstorbenen. Die Wiedergeburt vollzieht sich solange, wie die vorherrschenden, nach Realisierung drängenden Kräfte noch vorhanden sind. Diese bedingte Entstehung (Sanskrit: Pratiyasamutpada) ist eines der zentralen Konzepte des Buddhismus.

Ein Bodhisattva (Sanskrit; erwachtes, erleuchtetes Wesen) ist ein erleuchtetes Wesen, das auf eigenem Wunsch wiedergeboren wird, um anderen Wesen zu helfen. Er gibt das Versprechen, erst dann in die nachtödliche Erlösung (Parinirvana) einzugehen, wenn alle Wesen aus dem Kreislauf der Wiedergeburt, dem Samsara, befreit sind.

Mantras (Sanskrit: „Man“, denken; „Tra“, beschützen) sind aus Indien seit dem zweiten Jahrtausend v.Chr. bekannt und bezogen sich auf Götter oder Geister. Die Wiederholung eines Mantras wird als „Jopa“ bezeichnet. Das aus dem Sanskrit stammende „Om Mani Padme Hum“ ist das bekannteste Mantra des Buddhismus. „Om“ und „Hum“ stehen sozusagen  für Anfang und Ende. „Mani Padme“ bedeutet Juwel im Lotus: das Absolute, das in allem enthalten ist. Es ist das Mantra des Bodhisattva Avolokiteshvara, der Personifizierung des grenzenlosen Mitgefühls für alle Wesen. Es dient zur Anrufung des Bodhisattva selbst, die Rezitation des Mantras soll das Bewusstsein von allen möglichen Emotionen befreien und in sich selbst Mitgefühl erzeugen. „Om Tare Tutare Ture So Ha“ ist das Mantra des bekanntesten nur wenigen weiblichen Bodhisattwas vor allem in der tibetischen Tradition, der Grünen Tara. Sie personifiziert die Prinzipien der weiblichen göttlichen Weisheit im Menschen und das aktive Mitgefühl. Es soll vor allem vor den acht schlimmsten Gefahren schützen: den Löwen (Stolz), Elefanten (Verblendung), Feuer (Zorn), Schlangen (Eifersucht), Räubern (irrige Ansichten), Fesseln (Geiz), Flut (Begehren) und Gespenstern (Zweifel). „Om“ steht für die Göttlichkeit, „Tare Tuttare Ture“ ist die Befreiung von den acht Gefahren oder Ängsten und geistigen und körperlichen Krankheiten. „So Ha“ steht als Akklamationsformel für den Abschluss des Gebets wie auch das hebräische Wort „Amen“.

Berlin-Wedding, Fo-Guan-Shan-Tempel

Berlin-Wedding, Fo-Guan-Shan-Tempel

Der Buddhismus hat sich vor allem in drei Hauptrichtungen gespalten. Das Hinayana (aus der Sicht des Mahayana; Sanskrit; kleines Fahrzeug) entstand am Anfang des 4. Jahrhunderts v.Chr. und besteht als Tradition nur noch in Form des Theravada („Lehre der Älteren“), der sich aus einer angenommenen Urform des Buddhismus, dem Sthaviravada (Sanskrit; Lehre der Ältesten) ableitet. Diese Tradition führt sich selbst auf die Mönche zurück, die die Lehre noch direkt vom Buddha gehört hätten. Das Theravada ist vor allem in den Ländern Süd- und Südostasiens verbreitet. Heute wird der Begriff des Hinayana von den Schulen abgelehnt, da der Begriff aus der Tradition des Mahayana stammt und deren Dominanz widerspiegelt. Das Mahayana (Sanskrit; großes Fahrzeug) führt sich vor allem auf die Mahasanghika (Sanskrit; Große Gemeinde) zurück, einer Tradition, die sich als Folge aus dem zweiten buddhistischen Konzil – etwa hundert Jahre nach Buddha – entwickelte. Es verwendet neben dem Tripitaka auch noch eine Reihe von im Sanskrit abgefassten Texten, die zusammen die „Sutras“, den Sanskrit-Kanon, bilden. Im Unterschied zur Tradition des Theravada, in der das Errreichen von Bodhi durch das eigene Bemühen im Vordergrund steht, nehmen im Mahayana die Bodhisattwas eine entscheidende Rolle ein. Bedeutende Schulen des Mahayana sind der Zen- und der Anitabha-Buddhismus. Im Mahayana entstand auch die Auslegung von einer Identität von Samsara und Nirvana. Das Vajrayana (Sanskrit; diamantenes Fahrzeug) ist ein Teil des Mahayana und ein Sammelbegriff für verschiedene Schulen, die außer im Tibet auch in China, der Mongolei, Japan, geschichtlich auch in Indien und Südostasien, verbreitet sind. In Europa wird er durch das öffentliche Auftreten des Dalai Lama oft als „Tibetischer Buddhismus“ oder „Lamaismus“ bezeichnet. Im Vajrayana wird der Mahayana vor allem durch tantrische Techniken ergänzt, die den Bodhi deutlich beschleunigen sollen: durch das Rezitieren von Mantras und andere tantrische Techniken oder durch Visualisierung beispielsweise. In allen drei Richtungen sind die monastischen Orden die Hauptträger der buddhistischen Lehren und für die Weitergabe der Tradition/en verantwortlich.

Berlin-Marzahn, Gärten der Welt

Berlin-Marzahn, Gärten der Welt

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