Bernau (bei Berlin)
Öffentliche Stadtführungen
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Das mittelalterliche Bernau
Weit über die Mark Brandenburg hinaus war Bernau im Mittelalter vor allem durch sein starkes Schwarzbier bekannt. Bier wurde in fast 150 Häusern, also in der halben Stadt gebraut. Noch im 17. Jahrhundert lieferte die Stadt jährlich noch über 30 000 Tonnen Bier. Die Tuchmacherei war im Mittelalter ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig Bernaus.
Die Gründung der Stadt geht auf den Beginn des 13. Jahrhunderts zurück. 1321 schlossen die Städte der Mittelmark und der Lausitz in Berlin ein Landfriedensbündnis, dem brandenburgischen Städtebund, dem auch Bernau beitrat. 1345 erfolgte die Einberufung des ersten allgemeinen Landtages der Mark in Berlin. Das Steintor ist heute das letzte erhaltene von insgesamt drei Stadttoren und zwei Rundtürmen. Sie stammten ebenso wie die ursprünglich etwa 1,5 Kilometer lange und acht Meter hohe Stadtmauer aus Feldsteinen aus dem 14. Jahrhundert. Die Befestigungsanlage bestand ursprünglich aus einem dreifachen Graben- und Wallsystem, das im Nordwesten zum Teil noch erkennbar ist. Notwendig war eine solche Verteidigung vor allem gegen die Angriffe der Quitzows und 1432 auch gegen die Hussiten.
Die Quitzows
Die Familie Quitzow war im 14. Jahrhundert in der Mark Brandenburg eines der mächtigsten Adelsgeschlechter. Ihnen gehörten unter anderem Bötzow (heute Oranienburg), Friesack, Rathenow, Plaue an der Havel (heute ein Ortsteil von Brandenburg/Havel), Saarmund, Köpenick (heute ein Ortsteil von Berlin) und Strausberg. Nach dem Tod Kaiser Karls IV. im Jahre 1387 versuchten die Quitzows, das entstandene Machtvakuum für sich zu nutzen, um in der Mark Brandenburg an Einfluss zu gewinnen und ihre eigene Macht selbst gegen ihre eigenen Verbündeten auszuweiten.
Als König Sigismund den Hohenzollern-Burggrafen von Nürnberg Friedrich IV. im Jahre 1411 zum Verwalter der Marken machte, verweigerten ihm vor allem die Quitzows und auch die Putlitz’ die Unterwerfung. Bis 1414 wurden ihre Burgen erobert. Mit der Eroberung von Friesack und Plaue an der Havel gehörte Brandenburg ab 1415 dem neuen brandenburgischen Machthaber, nun Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg.
Die Hussiten
Der Name „Hussiten“ wird auf den tschechischen Reformator Jan Hus (ca.1370-1415) zurückgeführt. Er kritisierte den Reichtum der Römisch-Katholischen-Kirche, die Vergebung der Sünden gegen Geld (Ablassbriefe) und die Sittenlosigkeit. In seinem Fundamentalismus hatte für Hus allein die Bibel in Glaubensfragen Autorität.
Auf dem Konstanzer Konzil wurde Hus trotz der Zusage des freien Geleits gefangen genommen, zum Tode verurteilt und am 6. Juli 1415 in Konstanz zusammen mit seinen Schriften auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der Schuldspruch von Konstanz wurde von der Mehrheit der Böhmen nicht anerkannt. 452 böhmische Adlige schlossen 1415 ein Bündnis und sandten einen Protest an das Konstanzer Konzil, den auch die Bevölkerung unterstützte. Der böhmische König Wenzel versuchte die hussitischen Anhänger aus allen Staats- und Kirchenämtern auszuschließen. Es kam zu einem Aufstand. In der Folge entstand eine Freiheitsbewegung, die im wesentlichen die Ziele Jan Hus’ übernahm.
Im Dezember 1419 unterlag eine kaiserlich-katholische Einheit in der Nähe von Plzeň (Pilsen) einem kleinen hussitischen Regiment, 1420 unterlagen katholische Truppen bei Sudoměř. Ebenso wenig gelang es ihnen Prag zu erobern. 1421 scheiterte auch der zweite Feldzug gegen die Hussiten. Der dritte endete im Januar 1422 mit einer weiteren Niederlage. Auch katholisch-kaiserlich-deutsche Truppen marschierten in Böhmen ein, deren Oberbefehlshaber zeitweise auch Friedrich I. von Brandenburg war.
Nun kam es zu inneren Differenzen zwischen den einzelnen Flügeln der Hus-Bewegung, bei denen sich die radikalen Taboriten unter Jan Žižka 1423 gegen die Prager Utraquisten durchsetzten. Die Bewegung(en) radikalisierten sich: Habsburgisch oder einfach katholisch gesinnte Städte wurden eingenommen und vollkommen zerstört. 1425 stießen hussitische Heere nach Schlesien und Niederösterreich vor. Dabei wurden Klöster und Städte geplündert. Bis 1430 waren auch Schlesien, die westliche Slowakei und Ungarn von den Hussitenzügen betroffen. Zwischen 1432 und 1434 zogen die Hussitenheere schließlich über Frankfurt/Oder, Strausberg und Bernau auch nach Norden bis nach Danzig. Sie brandschatzten und verwüsteten die Frankfurter Vorstadt, Strausberg, Müncheberg und Lebus.
Nach einer Legende gossen die Bernauer Bürger einen heißen Brei aus Braurückständen von der Stadtmauer hinunter und fügten so den Hussiten eine Niederlage bei. Das alljährlich im Juni stattfindende Bernauer Hussitenfest, das zu DDR-Zeiten noch „Parkfest“ hieß, erinnert sehr weitläufig daran.
Nach dem Übertritt des Kurfürsten Joachim II. vom Brandenburg zum Lutheranischen Glauben im Jahre 1539 wurde die gesamte Mark Brandenburg protestantisch.
Durch die Folgen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) und mehreren Pestepidemien wurden nicht nur in Brandenburg viele Ortschaften vollkommen ausgelöscht. Etwa die Hälfte der Bevölkerung kam ums Leben. Die Stadt Bernau verarmte und verödete völlig. Erst 1699 wurden 25 französische Hugenotten in Bernau angesiedelt.
Bernau nach der Industrialisierung
Während der Industrialisierung entwickelten sich in Bernau vor allen Handwerksbetriebe. 1842 wurde die Eisenbahnstrecke Berlin-Eberswalde, 1843 die gesamte Strecke der Berlin-Stettiner-Eisenbahn eingeweiht. Durch die Ausdehnung Berlins wurden 1861 erste Gebiete des Niederbarnims in Berlin eingemeindet. 1920 kamen mit der Gründung Groß-Berlins zahlreiche brandenburgische Gemeinden nach Berlin. Die Kleinstadt Bernau wurde zum Ausflugsziel der Berliner. 1924 wurde die erste elektrisch betriebene S-Bahn-Strecke nach Berlin eröffnet. Durch das neue Massentransportmittel fuhren inzwischen viele Bernauer zum Arbeiten nach Berlin.
Bernau nach dem Zweiten Weltkrieg
Bis 1952 gehörte Bernau zum Land Brandenburg, 1952-1993 zum Bezirk Frankfurt (Oder) und seit 1993 zum neu gegründeten Bundesland Brandenburg. Seit 1999 trägt die Stadt offiziell den Namen Bernau bei Berlin.
Von Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg blieb die zumeist aus Fachwerkhäusern bestehende Bernauer Altstadt weitgehend verschont. Die Zerstörung der Stadt folgte in den späten 1970er Jahren, nachdem Bernau neben Greifswald und Gotha bereits in den 1960er Jahren zu einer Musterstadt moderner, sozialistischer Innenstadtsanierung erklärt wurde. Bot Bernau bis dahin das Bild einer mittelalterlichen Kleinstadt, ersetzten nun eintönige Neubauten in historischer Höhe den allergrößten Teil der bisherigen Altbausubstanz. Das älteste, noch erhaltene Haus befindet sich in der Tuchmachergasse. Es wurde im Jahre 1582 erbaut.
Zu den wenigen erhaltenen Gebäuden gehört die Bernauer Marienkirche. Wahrscheinlich zum Beginn des 13. Jahrhunderts entstand sie als eine romanische Basilika und wurde am Ende des 13. Jahrhunderts durch einen gotischen Kirchenbau ersetzt. Die Außensanierung der Marienkirche erfolgte gleichzeitig mit dem Umbau Bernaus zur sozialistischen Musterstadt Anfang der 1980er Jahre. Die Innensanierung folgte in den späten 1980er Jahren, wobei die Ausmalung der Kirche der Gestaltung von 1519 angeglichen wurde.
Warum die Bernauer Marienkirche so umfangreich saniert wurde, lässt sich nur vermuten. In der Nacht zum 1. Mai 1933 war Peter Schlawitz auf den Kirchturm geklettert und hatte weithin sichtbar eine rote Fahne gehisst, die wiederum von der Kommunistin Marie Brendel genäht worden war. Schlawitz gehörte dem kommunistischen Jugendverband an.
Waldsiedlung Bernau
Zwischen 1958 und 1960 wurde auf Beschluss des Politbüros der SED die Waldsiedlung inmitten eines Waldgebietes gebaut. Sie unterstand der Hauptabteilung Personenschutz des Ministeriums für Staatssicherheit. Durch den Ausbau des West-Berliner Flughafens Tegel lagen die Villen am Majakowskiring in Berlin-Niederschönhausener (Bezirk Pankow) bei Westwind in der Einflugschneise. Außerdem konnten die Mitglieder des Politbüros in der Waldsiedlung besser geschützt und abgeschirmt werden.
Die vier Tore in die Waldsiedlung wurden vor allem vom Ministerium für Staatssicherheit und dem Wachregiment Feliks Dzierzynski bewacht. Die Siedlung selbst bestand aus zwei Ringen: einem mit 23 Einfamilienhäusern, einem Klubhaus mit Schwimmbad, Sauna, Arztpraxis, Kino und Gaststätte sowie Sportmöglichkeiten. Der zweite Ring beherbergte eine Gärtnerei, eine Poliklinik und Gebäude für das Personal. Im Großen und Ganzen können die Wohnverhältnisse wohl eher als kleinbürgerlich bezeichnet werden.
Die Bewohner mussten die Waldsiedlung 1989 auf Beschluss der DDR-Regierung verlassen. Seit 1990 werden die Gebäude von einer Reha-Klinik genutzt und wurden umfassend saniert. Inzwischen sind zahlreiche Gebäude hinzugekommen und es hat sich auch Gewerbe auf dem früher völlig abgeschotteten Gelände angesiedelt.