Wilmersdorf

Öffentliche Stadtführungen

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(Angaben ohne Gewähr)

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Stadtführungen in Wilmersdorf

Individuelle Stadtführungen nach Maß

Eine ganze Stadt nur zum Wohnen! Das klingt zuerst einmal langweilig und nach „Schlafstadt“. Aber wie funktioniert so etwas überhaupt? Mein Vorschlag ist eine eher ungewöhnliche, aber sehr spannende thematische Stadtführung zum Berliner Wohnungsbau – nicht nur in Wilmersdorf.

Der Stadtnavigator Berlin arbeitet für Sie individuell Stadtführungen nach Ihren Themen aus. Der Preis variiert natürlich durch den benötigten Arbeitsaufwand. Fragen Sie unverbindlich nach. Nutzen Sie einfach dafür das Kontaktformular oder schreiben Sie an Info@Stadtnavigator-Berlin.de.

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Berlin-Wilmersdorf, Kirche am Hohenzollernplatz (Fritz Höger)

Berlin-Wilmersdorf, Kirche am Hohenzollernplatz (Fritz Höger)

Die Dörfer Wilmerdorf und Schmargendorf

Die zahlreichen Kriege im 18. Jahrhundert hatten auch in Wilmersdorf und Schmargendorf zu starken Bevölkerungsverlusten geführt. Besonders gravierend war der Siebenjährige Krieg (1756-1763), als russisch-österreichische Truppen die Stadt Charlottenburg geplündert und verwüstet hatten. Die Dörfer Wilmersdorf und Schmargendorf  blieben dabei nicht unverschont.

1770 betrieb der Staat Preußen eine intensive Ansiedlungspolitik, die Binnenkolonisation. Südlich von Berlin – auf dem Teltow – wurden insgesamt sechzehn Familien angesiedelt. Auf dem landwirtschaftlichen Vorwerk in Wilmersdorf erprobte die Domänenverwaltung – wie an anderen Orten der Mark Brandenburg auch – neue landwirtschaftliche Anbaumethoden. 1770 führte man auf dem Vorwerk die englische Vierfelderwirtschaft ein, und auf drei Hufen wurden Turnips (Teltower Rübchen), Kartoffeln und Weißkohl angebaut.

Die Hufe war seit dem Mittelalter im deutschsprachigen Raum ein Flächenmaß. Man ging davon aus, dass eine Hufe Land eine Bauernfamilie ernähren konnte. Je nach Bodengüte hatte eine Hufe in unterschiedlichen Gegenden unterschiedliche Größen, meist zwischen 30 und 80 Morgen. In Preußen wurde 1 Hufe festgelegt auf 30 Morgen, 300 Gewende oder 900 Schnur oder Seile: das heißt auf etwa 76.597 Quadratmeter. Die Zahl der Hufen an Landbesitz stand für die soziale Stellung des Bauern. Im Gegensatz zu den Hüfern konnten die Kossäten vom Ertrag ihres Landes nicht leben und arbeiteten im Tagesdienst zusätzlich auf anderen Bauern- und Gutshöfen. Gesellschaftlich unter die Kossäten standen die Büdner oder Häusler, die meistens außerhalb der Dorfgemeinschaft lebten. Sie hatten eine „Bude“ (daher: Büdner), die auf fremden Grund stand. Büdner traten vermehrt im 16. Jahrhundert auf. Ihnen blieben oft nur Erwerbsmöglichkeiten als Kleinhandwerker, Dienstboten, Tagelöhner, Schulmeister oder Hirten. Die Einlieger waren auf dem Land die landlose Unterschicht. Sie verdingten sich als Tagelöhner. In einigen Gegend in der Mark Brandenburg wurden Büdner und Einlieger beide zu den Büdnern gerechnet.

Berlin-Wilmersdorf, „Schoeller-Schlösschen“ (18. Jh.)

Berlin-Wilmersdorf, „Schoeller-Schlösschen“ (18. Jh.)

Um 1800 bestand Wilmersdorf aus dem Gut und dem Amtsvorwerk, dem Wirtshaus („Krug“) und einer Windmühle. Dort lebten sieben Hüfer, zwei Kossäten, sieben Büdner und 36 Einlieger, die wohl auf den Höfen mitgearbeitet hatten. In dem Dorf lebte auch ein Radmacher. Wilmersdorf zählte 40 steuerpflichtige Feuerstellen mit 285 Personen. In Schmargendorf bewirtschaftete das Rittergut 22 Hufen. Daneben gab es drei Bauern, zwei Kossäten und sieben Büdner. In Schmargendorf lebten 76 Personen, denen 10 Feuerstellen zur Verfügung standen.

Nach den Stein-Hardenbergschen Reformen wuchs die Bevölkerung bis 1840 auf das Doppelte an. Nur langsam kam es zu Veränderungen. In Wilmersdorf wurde parallel zur Dorfaue eine zweite Straße – heute Berliner Straße – gebaut. In dieser Zeit bürgerte sich der Name Deutsch-Wilmersdorf ein. Wilmersdorf hatte sich nie zu einem lohnenden Standort für große Betriebe entwickelt. Es lag abseits von den Wasserstraßen, hatte später keinen überregionalen Güterbahnhof und auch keine billigen Großflächen. Die Wilmersdorfer Industrie beschränkte sich daher vorwiegend auf kleinere Betriebe. Im Zuge der Verkehrsanbindung an Berlin – der Inbetriebnahme der Berliner Ringbahn 1877, der Dampfstraßenbahn vom Bahnhof Zoo über den Kurfürstendamm nach Halensee und einer Omnibuslinie – wurde die Gegend zum „besseren Wohnbezirk“.

Bereits vor 1871 war das Rittergut in Deutsch-Wilmersdorf in den Besitz des Bodenspekulanten Johann Anton Wilhelm von Carstenn gelangt, der um 1865 auch die Güter Giesendorf und Lichterfelde aufgekauft hatte. Nach einem Bebauungsplan von Johannes Otzen, einem Mitarbeiter Carstenns, wurde auf dem „Ostgelände“ eine Villenkolonie angelegt, die 1872 den Namen „Friedenau“ erhielt. Ursprünglich wurde sie als mittelständische Landhaussiedlung  entworfen. Kennzeichnend für die Kolonie war die städtebauliche Verbindung von Straßen und Plätzen nach dem Vorbild der französischen Gartenplanung („Carstenn-Figur“). Nur teilweise kann man die Struktur heute noch erkennen. Denn durch die spätere Verdichtung der Bebauung nach 1887 ging der Charakter weitgehend verloren.

Berlin-Wilmersdorf, Rheingausiedlung (Rüdesheimer Platz)

Berlin-Wilmersdorf, Rheingausiedlung (Rüdesheimer Platz)

Durch den Bedarf an Bauland waren einige Großbauern Wilmersdorfs reich geworden. Zu nennen sind vor allem die Bauern Mehlitz, Gieseler und Schramm. Otto Schramm wurde vor allem durch die Badeanstalt am später zugeschütteten Wilmersdorfer See und dem „Tanzpalast Schramm“ bekannt. Aber auch die Familie Blisse gehörte zu den Millionen-Bauern. Die Familie blieb bis auf eine Pflegetochter kinderlos, und Amalie Auguste Blisse vermachte später der Stadt Wilmersdorf 3 Millionen Mark sowie das Grundstück Wilhelmsaue 116/117 mit der Auflage, dort ein Weisenhaus zu errichten.

Wilmersdorfer Wappen (Blissestift, Wilhelmsaue)

Wilmersdorfer Wappen (Blissestift, Wilhelmsaue)

Die Stadt Wilmersdorf

Deutsch-Wilmersdorf erhielt am 1. April 1906 das Stadtrecht, schied ein Jahr später aus der Gemeinde Teltow aus und bildete einen eigenen Stadtkreis. Der einzige Bürgermeister der Stadt war Ernst Habermann.

Vor allem bedingt durch die S-Bahn zogen immer mehr Berliner nach Wilmersdorf. Zählte der Ort 1905 bereits 50.000 Einwohner, lebten 1910 dort über 109.000 Menschen. Wilmersdorf war damit zur Großstadt angewachsen. Pläne, in Wilmersdorf, eine Villenkolonie anzulegen und reiche Berliner anzulocken wie in der begehrten Villenkolonie Grunewald, schlugen fehl. So konzentrierte sich die Stadt darauf, steuerkräftige mittelständische Bürger anzulocken. Dazu mussten genügend Wohnraum geschaffen und auch höhere Schulen gebaut werden. Um einen schnelleren Verkehrsanschluss an Berlin zu erreichen, wurde die Kaiserallee (heute Bundesallee) als Hauptverkehrsverbindung angelegt, um 1900 auf allen Pferde- und Dampfbahnlinien der elektrische Betrieb eingeführt und 1913 die Wilmersdorf-Dahlemer U-Bahn eröffnet.

Die Villenkolonie Grunewald entstand im Zuge der Planungen für den Bau des Kurfürstendamms um 1900 und lockte vor allem das Berliner Großbürgertum an. Es bildete zuerst eine eigenständige Gemeinde und kam erst mit der Eingliederung der Stadt Wilmersdorf an Berlin zum Bezirk.

Berlin-Wilmersdorf, Fehrbelliner Platz

Berlin-Wilmersdorf, Fehrbelliner Platz

Der Berliner Bezirk Wilmersdorf

Am 1. Oktober 1920 wurde Wilmerdorf zu einem Bezirk von Groß-Berlin. Auch in dieser Zeit stieg die Einwohnerzahl Wilmersdorfs weiter an. In dieser Situation nahm das Wohnungsamt die Teilung größerer Wohnungen vor. Wer dem Amt eine große Wohnung zur Verfügung stellen konnte, wurde in erster Linie bei der Vergabe von Altersheimplätzen und Neubauwohnungen berücksichtigt. Als besonderes Projekt wurde am Laubenheimer Platz (heute Ludwig-Barnay-Platz) in den Jahren 1927 und 1928 eine Künstlerkolonie im modernsten Stil angelegt, die von der Stadt Berlin und einer gemeinnützigen Versicherungsgesellschaft finanziert wurden. Bewohnt wurde sie von Malern, Schriftstellern, Sängern und Schauspielern und entwickelte ein gewisses Eigenleben. Die Kolonie wurde in konservativen Kreisen misstrauisch betrachtet, und hier wurden von den Nationalsozialisten gleich nach dem Reichstagsbrand 1933 die ersten Razzien durchgeführt. Entlang der U-Bahnlinie entstand auch das Rheingau-Viertel als „Garten-Terrassenstadt“, als eine bevorzugte bürgerliche Wohnsiedlung.

Wilmersdorf hatte in der Weimarer Zeit einen hohen jüdischen Bevölkerungsanteil von 13,5 Prozent (1933). In der Prinzregentenstraße wurde 1929 eine große Gemeindesynagoge eröffnet, die 2.300 Gläubigen Platz bot. Sie war eine von drei Wilmersdorfer Synagogen. Sie wurde im November 1938 geschändet und zerstört. 1958 wurden die Reste der Ruine abgetragen und auf dem Gelände eine Wohnanlage gebaut. In den 1920 Jahren entstanden am Hohenzollerndamm die erste Berliner Moschee und noch 1938 ein Neubau der vorher abgerissenen russisch-orthodoxen Kirche.

Die günstigen Bodenpreise und eine gute Verkehrsanbindung lockten seit der Weimarer Zeit die Berliner Verwaltungen zum Fehrbelliner Platz. Die meisten heutigen Gebäude rund um den Platz entstanden während des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog neben anderen Senatsverwaltungen das Landesverwaltungsamt von West-Berlin in das 1935 gebaute Verwaltungsgebäude des Karstadt-Konzerns (Fehrbelliner Platz 1). Das Wilmersdorfer Rathaus und Bezirksamt nutzten das ehemalige Gebäude der Deutschen Arbeitsfront, nachdem das Rathausgebäude während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden war.

Im Preußenpark gibt es heute einen Thai-Markt, der bekannt ist für sein exotisches Flair und sein Street Food.

Wilmersdorf ist in der Nachkriegszeit und bis heute vor allem ein Wohngebiet geblieben. Aus der dörflichen Zeit hat das „Schoelerschlösschen“ überlebt, ein Gutshaus aus dem Jahre 1772.

Der ehemalige Bezirk Wilmersdorf mit seinen beiden Stadtteilen Wilmersdorf und Schmargendorf ist heute Teil des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf.

Berlin-Schmargendorf, Einkaufszeile aus den 1950er Jahren

Berlin-Schmargendorf, Einkaufszeile aus den 1950er Jahren

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